Facts, Oktober 2011. Viele Wege führen zum Ziel

Veröffentlicht am 14.10.2011

Die anstehenden Neuerungen im elektronischen Briefverkehr sorgen momentan für viel Gesprächsstoff. Axel Janhoff, Vorstand der FP-Tochter Mentana-Claimsoft, erläutert, welchen Einfluss neue Produkte wie De-Mail auf den etablierten Postbearbeitungsmarkt haben und welche neuen Lösungskombinationen künftig zur Verfügung stehen.

FACTS: Welche Entwicklungen in der Postbearbeitungsbranche stehen im Moment im Zentrum des Interesses? Drängen die anstehenden Neuerungen im elektronischen Briefverkehr wie DE-Mail und E-Postbrief die Weiterentwicklungen der klassischen Lösungen in den Hintergrund?

Axel Janhoff: Die Mentana-Claimsoft AG – ein Tochterunternehmen der FP-Gruppe – ist seit mehr als zehn Jahren als Anbieter von Signatur-, Langzeitarchivierungs- und Identmanagement-Lösungen unter anderem auch in der Postbearbeitung tätig. Darüber hinaus sind wir Mitglied im De-Mail-Projekt, sodass die hier anstehenden Neuerungen im elektronischen Briefverkehr uns im Moment besonders am Herzen liegen. Mit der De-Mail wird eine EU-Dienstleistungsrichtlinie umgesetzt, die dem elektronischen Briefverkehr eine rechtswirksame und verbindliche Basis verschafft. Die neue Technologie ist damit eine ernstzunehmende Alternative zum physischen Brief.

FACTS: Wird die De-Mail die klassische Post langfristig komplett ersetzen?

Janhoff: Davon ist nicht auszugehen. Nicht jeder Empfänger wird künftig ein Online-Postfach besitzen. Außerdem ist der physische Brief als Zeichen der Wertschätzung nach wie vor von besonderer Bedeutung und wird dies wohl auch in Zukunft sein. Einem wichtigen Kunden schickt man beispielsweise lieber einen persönlichen Brief.

FACTS: Wann wird die De-Mail dem Nutzer zur Verfügung stehen?

Janhoff: Die Technologie ist fertig und steht sozusagen in den Startlöchern. Derzeit befinden wir uns im Zertifizierungsprozess durch das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik). Sobald die Zertifizierung abgeschlossen ist, können unsere Kunden ihre ersten De-Mails verschicken – wir rechnen damit im ersten Quartal 2012.

FACTS: Für die Einrichtung eines De-Mail-Zugangs ist eine Registrierung notwendig, die der klassische Briefverkehr nicht voraussetzt. Wie werden potentielle Kunden das neue Angebot annehmen?

Janhoff: Wir rechnen mit einer hohen Resonanz. Insbesondere Unternehmen, die täglich viel Post versenden, profitieren von der De-Mail: Sie sparen Materialkosten, Portogebühren und nicht zuletzt entfällt das aufwendige Handling, das der klassische Briefversand mit sich bringt. Auch Privatnutzer können an dieser Stelle sparen, sodass wir mittelfristig mit einer breiten Durchsetzung der De-Mail, nicht nur im B2B-Bereich, planen können. Die Registrierung ist einmalig und nicht aufwendig. Die Vorteile der De-Mail stehen also klar im Vordergrund.

FACTS: Ist die De-Mail für den privaten Nutzer nicht eher uninteressant?

Janhoff: Nein. Es stimmt natürlich, dass die De-Mail mit steigendem Postvolumen immer attraktiver wird. Für Behörden ist die Einführung der De-Mail außerdem praktisch verpflichtend. Aber was hier im Großen gilt, gilt für den Privatmann im Kleinen: Auch er kann mit dem Online-Brief unmittelbar Geld, Aufwand und Zeit sparen.

FACTS: Liegt die Zukunft der modernen Postbearbeitung alleine in hybriden oder vollelektronischen Postsystemen oder in der Kombination aus Neuem und Bewährtem?

Janhoff: Eine Kombination macht in vielen Fällen Sinn. Als Multichannel- Dienstleister versuchen wir von FP, den Bedarf der Unternehmen möglichst genau zu ermitteln, um ihnen dann individuell die effizienteste Mischung an Postbearbeitungslösungen zu empfehlen. So kann sich der Einsatz einer Frankiermaschine in Kombination mit bestimmten Konsolidierungsverfahren sowie die Nutzung der De-Mail für einen gewissen Prozentsatz des Briefverkehrs als sinnvolle Mischung anbieten. Viele Wege führen zum Empfänger.

FACTS: Die De-Mail verspricht eine sichere und vertrauliche Kommunikation. Ist eine elektronische Signatur damit nicht überflüssig?

Janhoff: Nein. Die elektronische Signatur sichert ein Dokument mittels digitaler Unterschrift, indem sie nachträgliche Änderungen transparent macht. Die DE-Mail hingegen garantiert darüber hinaus den sicheren, verbindlichen und damit rechtskräftigen Versand. Die beiden Technologien ergänzen sich also. Im Übrigen ist die elektronische Signatur ein integraler Bestandteil der De-Mail-Technologie.

FACTS: Welche Entwicklungen kommen Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren im Postbearbeitungs-Segment auf uns zu?

Janhoff: In zwei bis drei Jahren dürfte mehr digitale Post unterwegs sein als heute landläufig angenommen. Außerdem wird der Rechnungsaustausch über De-Mail die herkömmliche elektronische Rechnung zahlenmäßig überholen und die Zahl der Papierrechnungen reduzieren. Es ist durchaus denkbar, dass dann jede zweite B2B-Rechnung digital und vor allen Dingen per De-Mail versendet wird.