Der Kundenwunsch ist also maßgeblich?
Natürlich. Sehen Sie, wir haben heute ein Touch Screen Display zur Bedienung von Frankiermaschinen, wie bei einem Handy. Zuvor hatten wir Tasten, wie bei einer Fernbedienung. Und damit geht es natürlich auch, man braucht nicht unbedingt einen Touch Screen. Aber der Kunde möchte ihn eben, weil er das vom Smartphone so gewohnt ist, weil sich das intuitiv bedienen lässt. Ist also durchaus naheliegend, so ein Display, hat aber noch keiner vorher gemacht. Wir waren bei Frankiermaschinen die ersten. Und sicher wird es auch in Zukunft so sein, dass es viele Patente der kleineren Sorte geben wird, um den Kunden Gefallen zu tun. Denn das sind ja die Leute, die mit den Maschinen arbeiten müssen, also wollen wir auch gerne deren Wünsche erfüllen.
Gehen Sie mit so einem Kundenwunsch auch manchmal an die Entwickler heran, damit die sich dazu etwas einfallen lassen?
Ich frage schon ab zu nach, was die noch so alles im Papierkorb haben und was ich vielleicht anmelden könnte – die haben ja andauernd Ideen und dann wird das wieder verworfen, obwohl immer wieder wirklich brauchbare Sachen darunter sind! Man muss da schon ein bisschen hinterher sein, die Erfinder rücken nicht immer gleich raus mit allem. Außerdem sind sie oft schon wieder einen Schritt weiter mit ihren Ideen und überlegen sich immer wieder etwas anderes. Dabei vergessen sie dann, was sie vorher entwickelt hatten. Ich muss die Leute also immer daran erinnern, dass sie alles aufschreiben.
Diskutieren Sie die entstandenen Ideen untereinander?
Na, das ist ja gerade das Schöne, wenn man in einer Firma arbeitet! Man hat da den Erfinder sitzen und kann ihn ständig mit Fragen belästigen. Diese enge Zusammenarbeit ist wichtig, manchmal entwickeln sich daraus richtig schöpferische Diskussionen. Und die bringen dann nicht nur mich bei der Anmeldung eines Patentes weiter, sondern den Erfinder selbst auch. Der versteht dann vielleicht plötzlich seine eigene Erfindung viel besser. Denn man muss eine Idee auch in entsprechende Worte fassen und sich ganz klar ausdrücken können, damit die Prüfer in einem Verfahren alles genau verstehen.
Sprachliche Präzision spielt also beim Erfinden eine Rolle?
Für die Präzision bin letztlich ich zuständig. Wir haben hier Entwickler, die sprechen den ganzen Tag über kein Wort, Programmierer beispielsweise. Wenn die sagen sollen, was sie da genau programmiert haben, dann können die das manchmal gar nicht so richtig auszudrücken. Die können vielleicht eine technische Zeichnung machen oder einen Programmcode hinschreiben, lauter Einsen, lauter Nullen. Und das ist ja auch deren Aufgabe. Aber klar und deutlich beschreiben können sie es unter Umständen nicht.
Ist das vielleicht auch eine Generationenfrage?
Ach, wir haben so viele tolle junge Leute hier bei FP, mit lauter frischen Ideen. Die sind so Anfang 30 und denken einfach anders, viel schneller. Und das muss sich dann eben mit Erfahrung paaren und auch mit einem guten Projektleiter, die gesunde Mischung macht es. Erfahrung selbst ist aber kein Verdienst. Die wächst einem eben so zu, dafür kann man gar nichts. Gucken Sie, ich werde jedes Jahr ein Jahr älter und da kommt die Erfahrung halt so zusammen. Aber das kann man sich nun wirklich nicht anrechnen lassen, das passiert von ganz allein.